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Schmidmühlen – gegen das Vergessen

Schmidmühlen – gegen das Vergessen

Schmidmühlen. (pop) In diesem Jahr jährt sich zum 75igsten Mal das Kriegsende in Deutschland. Auch im Landkreis Amberg – Sulzbach wird an dieses Kriegsende erinnert, auch im Lauterachtal. Dort will und wird man an die Todesmärsche von KZ – Häftlingen im April 1945 durch das Lauterachtal gedenken. Bereits im vergangenen Jahr wurde dieses Thema in den Rathäusern, aber auch bei den Kreis- und Ortsheimatpflegern thematisiert. Aktuell stellt Kreisheimatpfleger Dieter Dörner einen Sonderband „Der Eisengau“ (eine Sammlung heimatkundlicher Beiträge aus der Stadt Amberg und dem Landkreis Amberg – Sulzbach) zusammen. Die örtlichen Heimatpfleger waren in den letzten Monaten sehr aktiv und haben viel Material gesichtet und zusammengetragen. Der Sonderband wird im Herbst erscheinen.

Nachdem man in Schmidmühlen bereits zur Jahreswende konkrete Planungen hatte, um diesem Ereignis zu erinnern, stoppte die Corona – Pandemie die Planungen. Bereits vor zehn Jahren – fast auf den Tag genau, stellte sich der Markt Schmidmühlen auch diesem Teil seiner Ortsgeschichte, und zwar im Rahmen einer Gedenkveranstaltung zur 1000 – Jahr – Feier. Die Zeitzeugen, die sich noch an dieses Kapitel erinnern, werden immer weniger. Heimatpfleger Franz Xaver Eichenseer dokumentierte diese Ereignisse in seiner Heimatchronik. Auch für dieses Jahr ist noch eine Gedenkveranstaltung in Vorbereitung.

Neben einem Gedenkakt im Friedhof wird man entlang des Lauterachtalweges Fußspuren der Erinnerung setzen. Zudem wird man in Schmidmühlen eine kleinere Erinnerungsstätte gestalten. Die Örtlichkeit besprach der Kulturausschuss unter der Leitung von zweiten Bürgermeister Martin Bauer in seiner letzten Sitzung und stimmte diese mit dem örtlichen Bauhof ab. Die Planungen laufen jetzt konkret weiter, die Umsetzung hat begonnen.

Die Todesmärsche zumindest symbolisch wieder ins Gedächtnis zu rufen – in Form von Fußspuren, wurde bereits Anfang des Jahres angedacht. Die Idee, diesen Marsch mit Fußspuren sichtbar zu machen, hat Zimmerermeister Richard Fischer konkret umgesetzt und Schalungen für Fußspuren entwickelt. Jugendliche und Vertreter von Vereinen haben nun begonnen, erste Fußspuren mit Beton ausfüllen. Hierzu trafen sich stellvertretend für alle Verein und die Bevölkerung Jugendliche aus verschiedenen Vereinen. Zur Gestaltung der Erinnerungsstätte werden alle Vereine eingeladen. Der Vorsitzende des Trachtenvereins, Markus Mehringer hatte die „technische und handwerkliche“ Leitung dieses Arbeitseinsatzes.

Bevor es aber an das Gestalten der Fußabdrücke ging, ließ Ortsheimatpfleger und Kulturbeauftragter Josef Popp den Blick zurückschweifen und brachte den Jugendlichen den historischen Hintergrund näher. Schließlich sollte es nicht nur ein technischer Arbeitseinsatz werden, sondern den Jugendlichen sollte auch die Symbolik bewusst sein.

Am 3. und 4. April 1945 zogen rund 1100 in drei Marschkolonnen von Hohenburg herkommend durch den Markt Schmidmühlen. Sie kamen über Hersbruck das Lauterachtal herunter. Auf einer Wiese, nahe dem Friedhof wurde Halt gemacht. Diesen Platz erachteten die Führer als geeignet, zumal hier auch die Lauterach vorbeifloss. Umgehend bezogen Wachmannschaften Stellung, um die Gefangenen zu bewachen. Der Bevölkerung selbst war die Kontaktaufnahme verboten. Die ersten beiden Marschgruppen mit etwa 1000 Männern zogen im Vilstal weiter in Richtung Kallmünz, der letzte Zug mit 227 abgemagerten und ausgemergelten Menschen blieb in der Lauterachtalgemeinde zurück. In der Nacht begann für die zurückgebliebenen Häftlinge eine Katastrophe: Es setzte starker Regen ein. Ein Teil der Häftlinge sucht Schutz in einem Schuppen, um sich vor Nässe und Kälte zu schützen. Doch der Schuppen war der Menge nicht gewachsen: Das Gebälk brach zusammen und stürzte auf die am Boden liegenden Häftlinge – für viele der sichere Tod Ein Teil der ums Leben gekommenen Häftlinge, so kann man es in der Chronik des Marktes nachlesen, wurde auf dem Friedhof, und ein Teil auf der Wiese in der Nähe der Feldscheune beerdigt – später exhumiert. Dritter Bürgermeister Mathias Huger dankte den Initiatoren und allen Helfern und beteiligten Vereinen für ihr Engagement. Zur Heimatgeschichte gehören nicht nur prächtige Feste, sondern manchmal auch Ereignisse, deren Erinnern „weh tut“.

pop 1 Jugendliche aus verschiedenen Vereinen trafen sich, um Fußspuren zu fertigen. Unterstützt wurden sie von Markus Mehringer, vorne links kniend, Ortsheimatpfleger Josef Popp  und 3. Bürgermeister Mathias Huger (links) sowie 2. Bürgermeister Martin Bauer.

etwas ungewohnt: statt Sportgerät ein Arbeitsgerät zu bedienen: Simon.  

Viele einzelnen Arbeitsschritte waren nötig.