Geschichte der Schützen in Schmidmühlen
von Josef Popp
Die Geschichte der Schützen in Schmidmühlen beginnt nachweislich im Jahre 1893. In diesem Jahr wurde erstmals ein Verein gegründet. Eigentlich reicht die Tradition bis in das Jahr 1870 zurück. Bereits damals existierte eine „Feuerschützengesellschaft Schmidmühlen“, die nach dem französischen Krieg gegründet wurde. Die Entstehung des Schmidmühlener Schützenvereins im 19. Jahrhundert ist eingebettet in eine große Bewegung und hat eine lange Geschichte. Die Historie der Schützenvereine in ihrer heutigen Form reicht zurück bis in das frühe 19. Jahrhundert. Ihre Ursprünge haben sie in mittelalterlichen Städten oder größeren Dörfern. Die Mitglieder bestanden zunächst vielfach aus Kriegsveteranen, die sich dem „Schutz der Heimat“ verschrieben haben. Neben verschiedenen gesellschaftlichen und sozialen Aspekten kamen den Schützenvereinen lange Zeit auch politische Funktionen zu. Im Vormärz (1815 – 1848) wurden die Schützenvereine zu wesentlichen Trägern der nationaldemokratischen Opposition gegenüber der einzelstaatlichen Fürstenherrschaft und blieben dies auch noch lange Zeit. Im Laufe der Zeit bekamen die Schützenvereine Konkurrenz durch die Kriegervereine, ihre naturgemäße politische Funktion trat immer mehr in den Hintergrund. Nach dem Ende des Nationalsozialismus wurden die Schützenvereine lange Zeit verboten. Aber die Schützenbewegung lebte wieder auf: In der Folge entwickelten sich die Schützenvereine zunehmend zu Sportvereinen. Diese deutschlandweite Entwicklung trifft auch ziemlich auf die Geschichte der Schmidmühlener Schützen zu. Kaum ein anderer Verein hat so ein „auf und ab“ erlebt wie der Schützenverein. Ein Strukturwechsel im frühen 20. Jahrhundert, der Zweite Weltkrieg, das Verbot des Vereins in den Nachkriegsjahren und ein Neubeginn. Aber – Eiszeit bei den Schützen: Nach dem zweiten Weltkrieg trennten sich die Wege der Schmidmühlener Schützen – zwei Vereine entstanden. 1953 kam es zur Trennung, die fast drei Jahrzehnte Bestand hatte. Diese Trennung dokumentiert im besonderen Maß die gesellschaftliche Veränderung der 50iger und 60iger Jahre. Das Jahr 1981 führte beide Vereine wieder zusammen. Zwei Vereine hätten sicher keine Zukunft gehabt. Die Vereinsführungen mit Hans Eisenreich und Alfred Bruckmüller als Schützenmeister erkannten die Zeichen der Zeit. Einigkeit und Einheit machen stark.Doch nochmals zurückgeblickt in die Gründungsjahre.
Die Feuerschützengesellschaft war (nach derzeitigen Forschungsstand) kein offizieller Verein, gilt aber Vorläufer der Schützengesellschaft Schmidmühlen, die im Herbst 1893 gegründet wurde. Bereits 8 Jahre später kaufte der Verein eine neue Vereinsfahne und am 7. Juli 1901 fand die Fahnenweihe statt. Nach den Wirren des zweiten Weltkrieges wurde am 2. Juni 1951 die Schützengesellschaft 1893 Schmidmühlen wieder ins Leben gerufen. Zum 1. Schützenmeister wählten die Mitglieder damals einstimmig Georg Bruckmüller. Im September 1951 wurde im Vereinslokal Johann Schmid das Eröffnungsschießen mit Luftgewehr aufgenommen. Vom 27. Juni bis 5. Juli 1953 feierte die Schützengesellschaft 1893 ihr 60- jähriges Bestehen, verbunden mit dem Gauschießen des Schützengaues Amberg. Nach einer weiteren erfolgreichen Aufbauarbeit, an dem sich der Verein mit zahlreichen Aktivitäten in das Marktleben einband, konnte man im September 1976 einen Sommerstand in der alten Kegelbahn Schärl (jetzt Gasthaus Lindenhof /Eckmeder) in Betrieb nehmen. Ehrengast war damals Landrat Dr. Raß.
Querelen im Verein mit Folgen
Ein weiteres Kapitel Schmidmühlener Schützengeschichte wurde am 28. November 1953 aufgeschlagen. Die Schützengesellschaft „Diana 1953“ wurde gegründet. Die Vorstandschaft setzte sich aus folgenden Männern zusammen: Erhard Dickert, Richard Loh, Erwin Fochtner, Josef Hartl, Josef Kern und Manfred Balk. Am 14. März fand die erste Generalversammlung statt. Die Wahl als Vereinslokal fiel auf das Schmid – Bräu – Stüberl in der Hohenburger Straße. Die Gründe zur Gründung eines neuen Vereins sind zwar bekannt, aber diese sind Geschichte und im heutigen Vereinsleben nicht mehr relevant. Es war eben eine andere Zeit. Bereits am 6. und 7. Juni 1959 konnten die Dianaschützen als Höhepunkt des jungen Vereinslebens eine Fahne weihen. Seit dieser Gründung wurden regelmäßig Schießabende durchgeführt die sich großer Beliebtheit erfreuten und immer gut besucht waren. Die Schützengesellschaft Diana war bald nicht mehr aus Schmidmühlen wegzudenken. Mit vielen Aktivitäten integrierte man sich in das Marktleben. So gestaltete man mit Fahnenabordnungen kirchliche und weltliche Feste, beteiligte man sich am Faschingszug und führte jährlich einen gut besuchten Preisschafkopf durch. Das Schlossgartenfest sowie der Kappenabend am letzen Faschingssonntag waren nicht nur für die Mitglieder der SG Diana, sondern für die gesamte Bevölkerung Höhepunkte im Alltag eines Jahres. Mit einem Kuratoriumsschießen zu Gunsten des Sportstättenbaus kam man auch der Verantwortung für das Gemeinwohl nach. Im Frühjahr 1981 begann man mit dem Bau einer Schießanlage im Gasthaus Steinbauer mit dem damaligen Gastwirt Hans Holler.
Neuanfang 1981
Dies war letztendlich der entscheidende Schritt, der die beiden Vereine SG Diana und SG 1893 wieder zusammenführte. Mit einer neuen Schießanlage auf „neutralem“ Boden sollte ein Neuanfang gewagt werden. Nach sechs Monaten Fusionsverhandlungen reichten sich die beiden Schützenmeister Hans Eisenreich und Alfred Bruckmüller die Hand und besiegelten am 18. Juli 1981 die Gründung der „Vereinigten Schützengesellschaft“. Mit der Vereinsfusion wurde der Grundstein für einen starken Verein gelegt. Auch wenn es die ersten Jahre erhebliche Schwierigkeiten gab, das Zusammenwachsen der beiden Vereine gestaltete sich doch schwieriger als man zunächst angenommen hatte, gingen die Hoffnungen gerade in den letzten Jahren voll in Erfüllung. Der Schießstandbau in der Rosenstraße ging wie geplant zügig voran und wurde im Herbst fertiggestellt. Am 11. Oktober 1981 wurde der neue Schießstand im Rasthaus durch H.H. Pfarrer Georg Braun eingeweiht. 1982 gewann die VSG den erstmals ausgetragene Lauterachwanderpokal. Das Jahr 1983 stand ganz im Zeichen des Jubiläums „90 Jahre Schützen-Tradition in Schmidmühlen“. Vom 24. Juni bis 3. Juli 1983 trafen sich Schützen aus der ganzen Umgebung auf der Schießanlage im Rasthaus zum großen Jubiläumsschießen. Die Jubiläumsfeier fand am 9. und 10. Juli im Salzstadel an der Bahnhofstraße statt. Im April 1985 werden bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung Josef Popp als 1. Schützenmeister und Beate Schmidschneider als 2. Schützenmeister gewählt. Dem scheidenden Oberschützenmeister Alfred Bruckmüller wurde mit einem Zinnteller für die fast 20 jährige Amtszeit gedankt. Sportlich ging es in diesen Jahren steil bergauf. An den Rundenwettkämpfen nahm man mit drei Herren- und einer Damenmannschaft sowie mit zwei Schüler-, einer Jugend- und einer Juniorenmannschaft teil. Der Verein verzeichnete einen Zuwachs von 25 Mitgliedern. Nach der Ausarbeitung einer zeitgemäßen Satzung stimmte der Verein über diese bei der Mitgliederversammlung 1987 ab. Sie wurde mit zwei Gegenstimmen genehmigt. Ebenfalls abgestimmt wurde über einen neuen Vereinsnamen. Seit 1987 heißt der Verein „Sportschützen e. V. Schmidmühlen“.
Durchbruch mit Schützenheimbau
Der Durchbruch kam ohne Zweifel im Jahr 1988. Damals leitete die Vereinsführung ein Projekt ein, das die Geschichte des Vereins für alle Zeiten verändern sollte. Man wandte sich an die Marktgemeinde Schmidmühlen mit der Bitte um Überlassung des alten baufälligen Bahnhofs. Diesem stimmte der Marktrat auch zu. Am 12. April übernahm der Markt die Bauträgerschaft als Eigentümer des Bahnhofs. Dies sicherte eine gute Finanzierung. Eine finanzielle Zuwendung des Marktes zum Schützenheimbau gab es allerdings nicht. Ab Mai 1990 drehte sich alles um den Schützenheimbau. Letzter Arbeitstag war der 16. Januar 1993. Während der Bauzeit von April 1990 bis Januar 1993 (144 Wochen) wurde an 590 Tagen insgesamt 10931 Stunden gearbeitet, mit einem Schnitt von 18 Stunden pro Arbeitstag. 45 Mitglieder und Nichtmitglieder halfen beim Schützenheimbau. Am 2. Januar bezog der Verein sein neues Domizil und am 5. Januar wurde der erste Schuss abgegeben. Im Mai wurde mit einem feierlichen Gottesdienst im Freien, bei dem die Schirmherren Dr. Hans Wagner und Manfred Puchta voll gefordert waren (es regnete in Strömen) das Schützenheim offiziell in Betrieb genommen. Mit dem 41. Gauschießen hielt die Schießanlage der ersten Bewährungsprobe stand: 530 Sportschützen kamen aus der ganzen Oberpfalz zu diesem wichtigen Schießen nach Schmidmühlen. So ist die Geschichte des Bahnhofs von Schmidmühlen eng verbunden mit der Geschichte des Schützenvereins. Wer weiß, ob es den alten romantischen Bahnhof heute noch gäbe. So blieb auch ein wichtiges Stück Heimatgeschichte erhalten.
Die Geschichte des Bahnhofs ist seit 1990 eng mit unserer Vereinsgeschichte verknüpft. Seit 1993 ist der Alte Bahnhof unser Schützenheim.
Ein Rückblick auf die Geschichte der Eisenbahn.
Die Eisenbahn hat Bewegung in das Vilstal gebracht. Ausschlaggebend für den Bau einer Bahnlinie von Amberg nach Schmidmühlen vor einem Jahrhundert waren natürlich auch wirtschaftliche Interessen. Vor allem die zunehmende Rohstoffversorgung der Betriebe war wichtig, gestaltete sich aber wegen des unzulänglichen Straßensystem als oft sehr schwierig. In der Eisenbahn sah man allgemein die große Möglichkeit diese Probleme zu lösen. Ab dem Jahr 1819 werden in Bayern erste Pläne zum Bau von Eisenbahnen geschmiedet. Einer dieser Pläne war eine Strecke von Nürnberg über Altdorf, durchs Lauterachtal nach Schmidmühlen weiter über Kallmünz nach Regensburg und München. Doch dieser Plan fand keine Realisation. 1844 gründete sich die „Königlich Bayerische Staats – Eisenbahn. Erst am 12. Dezember 1859 fuhr der erste fahrplanmäßige Zug durch Amberg. Die Eisenbahn entwickelte sich in unserer Region schnell zu einem wesentlichen Wirtschaftsfaktor. Insbesondere die Eisenindustrie in Amberg und Sulzbach – Rosenberg waren für die Eisenbahn und das Militär sehr wichtig. Es gab viele Eingaben zu Stichbahnen, auch um das Hinterland am Wirtschaftswachstum zu beteiligen. Die Entwicklung des Eisenbahnwesens setzte sich rasch fort. 1898 wurde die Bahnlinie nach Schnaittenbach eröffnet, 1903 die Bahnlinie nach Lauterhofen. Die bahnlosen Gemeinden blickten nun neidisch auf die boomenden Nachbarn, die gute Geschäfte machten. Bereits ab 1898 machte sich der Landtagsabgeordnete Franz Xaver Lerno aus Amberg für die Vilstalstrecke stark. Endlich hatten die vielen Bemühungen Erfolg. Der Bau der Bahnlinie nach Schmidmühlen – in zwei Abschnitten – wurde im Oktober 1908 allmählich Realität. Am 1. März 1910 war die Teilstrecke bis Ensdorf fertig gestellt. Zunächst verkehrten werktags drei Zugpaare, an Sonntagen vier Zugpaare. Am 18.12. 1910 wurden die jahrzehntelangen Bemühungen belohnt und die komplette Vilstallinie eröffnet. Die Länge der Vilstallinie beträgt insgesamt 23,7 Kilometer. Entlang der neuen Trasse gab es 38 offizielle Übergänge, vier Brücken in Stahlträgerbauweise sowie zwei in aufwändiger Betonbauweise. 171 000 Kubikmeter Erdreich und Gestein wurden zum Bahnbau bewegt, 20000 Kubikmeter Schotter wurden aus den anliegenden Steinbrüchen geliefert. Die Gesamtkosten für den gesamten Streckenbau beliefen sich auf 1 457 000 Goldmark, die auf verschiedene Schultern verteilt wurden. Zunächst war der Personenverkehr nur mit der 3. Klasse möglich. Ein Fahrt kostete 90 Pfennige (zum Vergleich: Eine Maß Bier kostete 20 Pfennige und ein Handwerker verdiente pro Stunde etwa 50 Pfennige. Der zweite Weltkrieg war bahntechnisch gesehen – außer gestiegener Transportleistungen erst relativ spät spürbar. Doch es blieben auch Luftangriffe nicht aus – auch nicht in Schmidmühlen. Glücklicherweise kamen in Schmidmühlen keine Menschen zu Schaden. Bald nach Kriegsende fand die Eisenbahngeschichte im Vilstal seine Fortsetzung. Der Bahnhof Schmidmühlen wurde auch für die US Army interessant: Er wurde zu einem Versorgungs- und Umschlagpunkt für Treibstoff, Rüstungs- und Versorgungsgüter aller Art – sogar mit einem eigenen Ladegleis. Ab dem Jahr 1956 / 57 fuhren alle Züge mit „2. Klasse“. Steigender Wohlstand, immer stärkerer Individualverkehr, sinkende Renditen der Bahn durch die flexibleren LKW – Transporte sowie die Konkurrenz durch Bahn- und Postbus lassen die Bahnära im Vilstal zu Ende gehen. Am 1. Juli 1966 wurde der Personenverkehr auf der Vilstalstrecke eingestellt. 1988 kam das Aus für den Zugverkehr auf der Vilstallinie Vilshofen – Amberg – die Gleise wurden abgebaut. Die Eisenbahn im Vilstal wurde somit zur Geschichte. Heute führt ein Radweg auf dem ehemaligen Gleisbett von Amberg nach Schmidmühlen – das Stahlross löste das Dampfross ab. In Schmidmühlen existieren heute noch zwei Gebäude aus der Eisenbahnzeit: der alte Bahnhof und der Lokschuppen. Ende der 80iger wurde der alte vom Verfall bedrohte Bahnhof von der Gemeinde dem Schützenverein überlassen, der das Gebäude liebevoll restaurierte und in ein Schützenheim umbaute. Noch heute kann man über einer ehemaligen (jetzt fiktiven) Tür lesen: Fahrkartenausgabe und Warteraum.